Donnerstag, 23. Februar 2017

Su lang mer noch am lääve sin...

Um es mit den Worten von der kölschen Band Brings zu sagen: "Su lang mer noch am lääve sin, am laache, kriesche, danze sin, su lang - mer noch am lääve sin". Kölle Alaaf!!

Eigentlich hätte ich heute gleich zwei Gründe zu feiern: Weiberfastnacht in Köln und heute vor einem Jahr habe ich meine letzte Bestrahlung bekommen. Therapieende!

Aber irgendwie ist mir heute nicht zum Feiern zumute. Die ganze letzte Zeit schon nicht. Aus meinem Reha-Bekanntenkreis jagt ein Rezidiv das nächste. Auch Todesfälle gab es schon drei. Das ist so erschreckend mit anzusehen und macht mir oft schreckliche Angst. Ich weiß zwar, dass keine Diagnose wie die andere ist und ich mich nicht mit den anderen vergleichen kann, aber trotzdem habe ich oft einfach nur Angst und finde alles richtig beschissen. Vor allem momentan... seit dem auch eine mittlerweile sehr gute Freundin auf den leider schlechten Befund aus der Nachsorge wartet. Ich kann momentan kaum abschalten, ständig kreisen meine Gedanken. Der psychische Stress löst bei mir auch einige körperliche Beschwerden aus: durch die Anspannung ist mein gesamter Körper verspannt, alles tut weh. Ich kann mich kaum bewegen. Mein Brustkorb fühlt sich an wie zugeschnürt, ich bekomme schlecht Luft. Hier ein Husten, da ein Husten. Der Magen ist gereizt und fühlt sich permanent voll an. Ich weiß, dass ich mir den Stress selber mache, aber ich kann es auch nicht verhindern. Ich muss versuchen möglichst ruhig zu bleiben.

Auch vorhin wollte ich wirklich gerne ausgelassen Karneval feiern. Ich war auf einer tollen Party, aber ich konnte mich einfach nicht fallen lassen. Die laute Musik, die vielen Leute. Ich habe gedacht, ich drehe jeden Moment durch. Der Bass der Live-Bands dröhnte durch meinen Körper, mein Herz raste. Laut gegen die Musik sprechen kann ich nicht, da versagt meine Stimme, die bricht einfach weg. Kohlensäure brennt in meiner Speiseröhre und jeder Bissen ist zu viel. Zu Hause angekommen rollten mir erstmal zwei Tränchen über die Wangen, denn das macht mich traurig.

Am liebsten möchte ich zur Uniklinik fahren und um meine nächste Nachsorge bitten. Ich möchte wissen, dass alles in Ordnung ist. Aber ich habe erst Halbzeit. Erst in drei Monaten habe ich wieder Nachsorge. Bis dahin ist noch viel Zeit. Und diese Zeit möchte ich genießen. Ich möchte frei sein. Ich möchte leben. Ich möchte mich am Leben erfreuen. Und deshalb treffe ich mich jetzt erstmal mit ein paar Mädels zu einem schönen Abend.

Keine Kommentare: