Sonntag, 19. Juni 2016

Es ist nicht mehr wie vorher

Der Austausch mit Gleichgesinnten tut oft wirklich gut. Aber wenn ich Sprüche wie "Es ist nichts mehr wie vorher" gehört habe, da habe ich meistens dicht gemacht. Denn ich habe immer gedacht, dass trotz Krebserkrankung wieder alles ganz normal sein kann. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass vielleicht doch ein Funken Wahrheit dahinter steckt.

Seit meine Stufenweise Wiedereingliederung vorbei ist, sind nun schon wieder drei Wochen vergangen. Drei Wochen, in denen ich versucht habe, wieder den Alltag zurück kommen zu lassen. Eine 40-Stunden-Woche auf der Arbeit. Sport in der Freizeit. Freunde treffen. Wieder mehr im Haushalt mit helfen. Eben einfach wieder alles wieder wie vorher machen. 

Aber ich habe gemerkt, dass mich das doch alles ziemlich überfordert. Auf der Arbeit wusste ich oft nicht, wo ich beginnen soll. Ich fühlte mich überfordert, obwohl ich die Arbeit nach wie vor noch gut und gerne ausübe. Dennoch habe ich mich überlastet gefühlt. Ich war abends nicht nur körperlich fertig, sondern vor allem psychisch. An Sport war nicht mal zu denken und meine Freizeittermine habe ich auf ein Minimum reduziert.

Letzte Woche gab mir meine Psychoonkologin den dringenden Rat, dass ich auf der Arbeit kürzer treten sollte. Ich soll mir die Zeit nehmen, die ich brauche, um wieder zurück zum Alltag zu finden. Vier Wochen Wiedereingliederung ist nicht lang, wenn man überlegt, dass ich knapp ein Jahr fern ab jeder Normalität war. Dennoch sträubte ich mich innerlich noch immer dagegen, es mir selbst und vor allem meinem Chef und meinen Kollegen gegenüber einzugestehen. Aber die Gesundheit geht vor.

Eine Nacht habe ich über den Ratschlag geschlafen und wie es der Zufall wollte, bat mich mein Chef am nächsten Tag zu sich und wollte wissen, wie es mir aktuell geht, ob ich gut zurecht komme und wie ich mich mit der Arbeit fühle. Ich habe meine Sorgen offen angesprochen und er hat mir einen tollen Deal angeboten, wofür ich ihm wahnsinnig dankbar bin.

Ich werde die nächsten Wochen... Monate... nur vier Tage die Woche arbeiten und einen Tag davon im Homeoffice, sodass ich nur drei Tage die Woche im Büro sein muss. Die 4-Tage-Woche regeln wir über meine unzähligen Urlaubstage, die ich durch die Erkrankung nicht nehmen konnte. Auf diese Weise muss auch mein monatliches Gehalt nicht darunter leiden, weil es einfach als Urlaubstag gilt. 

Und obwohl ich noch nicht mit der Umsetzung des Modells begonnen habe, so fühle ich mich schon jetzt wirklich erleichtert und befreit mit dem Gedanken. Ich hoffe sehr, dass es mir helfen wird, wieder langsam zur Normalität zurück zu kehren. 

Auch, wenn es schwer fällt, sich einzugestehen, dass sich einiges verändert hat seit der Erkrankung, so ist es dennoch eine Erleichterung, wenn man es akzeptiert und versucht eine Lösung zu finden. Ich wünsche jedem, dass er seinen ganz persönlichen Weg findet.

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