Montag, 26. September 2016

Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht

Nicht alles, was nach der Krebsdiagnose aus dem Gleichgewicht gerät ist auf die Erkrankung zurückzuführen. Oft hilft es, wenn man mal einen anderen Blickwinkel einnimmt und sich von seinen Gedanken löst. Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, dann kann es viele Gründe dafür geben. Wichtig ist, dass wir nicht immer alles auf die Krankheit schieben. Denn irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir versuchen müssen, unseren Blick auch wieder nach vorne zu richtig. So schwer es oft auch fallen mag.

Im Moment bin ich beruflich sehr... nennen wir es mal "gut ausgelastet". Letzte Woche gab es den Moment an dem ich abends nach der Arbeit einfach nur geweint habe. Ich wusste nicht, wie ich mit dem Stress momentan umgehen sollte. Ich wusste nicht, ob ich mir nicht vielleicht zu viel zumute. Aber vor allen Dingen hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir eingeredet habe, dass ich meinen Job meiner Gesundheit vorziehe. Wenn ich den Stress auf der Arbeit in Kauf nehme und somit aber meiner Gesundheit schade, dann bin ich doch verrückt. Diese Gedanken haben mich letzte Woche wirklich oft beschäftigt. 

Zudem konnte ich abends nicht einschlafen. Ich war nach meinen 10-12 Stunden pro Tag abends einfach nur müde. Ich wollte schlafen. Aber ich konnte nicht schlafen. Meine Gedanken sind immer wieder um das Projekt auf der Arbeit herum gekreist. Ich konnte einfach nicht abschalten und lag stundenlang im Bett. Der Uhrzeiger auf meinem Wecker drehte sich immer weiter, der Zeitpunkt, an dem ich aufstehen musste rückte immer näher und meine Wut, dass ich nicht schlafen konnte stieg. Letztlich habe ich mir vor Verzweiflung in den Schlaf geweint. Und auch hier wieder der Gedanke: das kann doch nicht gesund sein!?

Als ich letzte Woche bei meiner Psychoonkologin war, habe ich ihr mein Problem und meine Gedanken geschildert und mal wieder bin ich ihr so dankbar. Sie löst das Problem natürlich nicht, aber sie hilft mir dabei, es aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und das reicht oft schon aus. In meinem Falle ist es so, dass das Projekt, was gerade so einen Stress bei mir verursacht, zeitlich begrenzt ist. Wäre es bei mir dauerhaft stressig, so müsste ich natürlich etwas dagegen tun, aber da ein Ende in Sicht ist, soll ich es positiv sehen: Ich liebe meine Arbeit. Das tue ich wirklich. Sie macht mir Spaß und ich arbeite gerne mit meinen Kollegen zusammen. Die Arbeit ist also etwas, das mir gut tut. Egal ob krank oder gesund... ein so langer Arbeitstag ist für jeden, der es nicht gewohnt ist, deutlich zu lange und auf lange Sicht natürlich ungesund. Dass ich also nicht abschalten kann und mich oft überfordert fühle, dass hat nicht zwingend etwas mit meiner Erkrankung zu tun. 

Mir hat das Gespräch mit meiner Psychoonkologin daher sehr geholfen. Nichtsdestotrotz versuche ich diese Woche wieder etwas kürzer zu treten. Denn nach einem so langen Arbeitstag bekomme ich auch zu Hause nichts mehr geschafft. Weder was den Haushalt noch was die Freizeit betrifft. Und auch das Bloggen kam, wie ihr vielleicht gemerkt habt, deutlich zu kurz... In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen entspannten Abend.

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